Ein Gastbeitrag von Claudia Bundi
Im November startet jedes Jahr die weltweite Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Eine Kampagne, die traurigerweise auch im 2024 ungebrochen aktuell und notwendig ist – vielleicht sogar mehr denn je. Mit dem erneuten Sieg von «Grab-them-by-the-p*** Trump» und dem wachsenden Einfluss von Elons Hass-Plattform, die Sexismus und Frauenfeindlichkeit wieder salonfähig machen, erleben wir eine Art Rückschritt, der viele von uns schockiert.
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter und beginnt oft weit entfernt von körperlichen Angriffen. Sie beginnt subtil, leise und oft als «Meinung» getarnt: mit Kommentaren über das Aussehen, den Ton oder das Lachen, einem ungefragten «Kompliment» auf der Strasse, einem «guten Witz» über die «launische» Frau. Sie reichen von objektivierenden Blicken bis hin zu einer (oft unbewussten) Haltung, die uns Frauen grundsätzlich nicht für kompetent genug hält. Im Kontext von Trumps Macho-Wahlkampf gipfelte diese Gewalt in einem Post eines bekannten Bloggers nach seinem Wahlsieg: Your body. My choice. Forever. Der Post erhielt 52K Likes (!).
Your body, my choice. Forever.
— Nicholas J. Fuentes (@NickJFuentes) November 6, 2024
Doch was Trump und seine Unterstützer zeigen, ist nicht neu. Die Haltung, dass Frauen anders oder weniger wert seien, existiert seit Jahrhunderten. Aber was mir zu denken gibt, ist, dass diese Einstellung nun wieder lautstark verbreitet und als gesellschaftsfähig akzeptiert wird. Supermachos wie A.Tate und P. Diddy, trotz Verurteilungen wegen Menschenhandels und Missbrauchs (!!), haben mit zig Millionen Follower weiterhin eine erschreckend grosse Fangemeinde.
Wieso folgen sie diesen Menschen noch? Wieso wählt man einen verurteilten Sexualstraftäter? Es scheint, als wären wir hundert Jahre zurückversetzt worden. Der scherzhaft gemeinte Rat von Bill Burr in der Saturday Night Live Sendung nach Harris' Wahlniederlage: Frauen sollten einfach etwas weniger ernst und kompetent auftreten – «whore it up», statt sich in Anzüge zu kleiden, um als Frau erfolgreich zu sein.
Kompetenz hat nichts mit Geschlecht oder Kleidung zu tun – und ja, wir können, wie Kamala, auch Anzüge tragen, ohne unser Lachen oder Power zu verlieren. Frauen sind genauso fähig und stark – oft tragen wir neben dem Anzug zur Arbeit auch viele Hüte, vor allem wenn noch Familienmanagement und Care Arbeit dazukommen. Kein Wunder, dass Frauen Anzüge entwickelt haben, die bequem sind. Wir sind resilient! Erfolgreiche Frauen wie Harris zeigen uns, dass wir unseren Weg gehen – auch wenn manche noch behaupten, wir hätten uns «nach oben geschlafen». (Quelle X, Spoiler: Quatsch!)
Gewalt beginnt dort, wo Respekt und Wertschätzung aufhören. Es ist eine Normalisierung von Gewalt, wenn die Gesellschaft solche Menschen nicht nur toleriert, sondern sogar bejubelt.
Aber es gibt Hoffnung. Solche Rückschritte können uns nur dazu inspirieren, weiterzumachen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Für jede Stimme, die uns zurück ins letzte Jahrhundert schicken will, gibt es eine, die für Respekt, Gleichberechtigung und Verständnis einsteht.
Lasst uns in diesen 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen all jene unterstützen, die sich dafür einsetzen, dass Frauen in jeder Hinsicht frei und sicher leben können. Es liegt an uns allen, eine Kultur zu schaffen, in der jede Frau sich sicher und respektiert fühlt – auf der Strasse, im Beruf und in ihren eigenen Entscheidungen. Denn unsere Fortschritte sind da, und jeder Schritt, den wir gehen, zeigt: Wir werden weiterkämpfen – aber nicht im Zorn, sondern im Glauben an ein gerechteres Miteinander.
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